Warum wir heute einen neuen Bogen brauchen
Die Konstruktion der bis heute üblichen Holzbögen stammt aus einer Zeit, in der blanke Darmsaiten gespielte wurden. Um 1900 begann dann allmählich eine Umstellung auf Stahlsaiten und metallumsponnene Saiten, die ein wesentlich kräftigeres Spiel ermöglichten. Nötig geworden waren solche Saiten, da man inzwischen nicht mehr in den kleinen Sälen des Adels konzertierte, sondern in großen Konzerthallen, die in dieser Zeit in allen großen Städten der westlichen Welt entstanden.
Möglich wurde diese Entwicklung, da zum Ende des 19. Jahrhunderts erstmals hochfester Stahldraht verfügbar war (weshalb zu der Zeit auch der große Konzertflügel entstand). Für die Umspinnung wurde Kupferdraht verwendet, der wegen der beginnenden Elektrifizierung in großen Mengen hergestellt und dadurch auch für solche Zwecke bezahlbar wurde.
Für diese Art von Saiten sind konventionelle Holzbögen eigentlich zu weich, zu elastisch, so dass man im Fortissimo, bei Akkorden oder kräftigen Springbögen mit der Stange auf die Saiten durchschlägt. Die Stange und die Bogenhaare können dadurch beschädigt werden und der Klang wird gestört. Eine Lösung wäre die Verwendung eines Bogens mit dickerer Stange. Dadurch würde der Bogen allerdings erheblich schwerer werden. Für die Violine würde zum Beispiel ein typischer Bratschenbogen ausreichend Spannkraft haben. Aber wie sollte man mit so einem schweren Bogen Bach und Mozart spielen?
Der fast vergessene Steckfroschbogen
Um 1800 hatte Francois Xavier Tourte einen neuen Bogentyp entwickelt. Im Laufe seines Lebens fertigte er davon wohl um die 5.000 Stück. Langsam fingen auch andere Bogenmacher an, solche Bögen herzustellen, so dass zur Mitte des Jahrhunderts wohl die Mehrheit der Musiker mit solchen Bögen spielte. Bis dahin waren vor allem Steckfroschbögen in Verwendung. Schrauben wurden im 18. Jht. übrigens noch von Hand gefertigt und daher sehr teuer. Nur wenige, sehr wohlhabende Musikern spielten daher mit Bögen, die eine Spannschraube hatten.
Zur Zeit von Bach und Mozart wurde fast ausschließlich mit Steckfroschbögen gespielt. Typischerweise wiegt solch ein Bogen für die Violine unter 40 Gramm und ist daher äußerst beweglich.
Steckfroschbogen (bis ca. 1830)
Die Konstruktion der „modernen“ Holzbögen stammt aus dem 19. Jahrhundert. Ihre Spannkraft passte perfekt zu den damals üblichen, blanken Darmsaiten. So vertragen Violinsaiten dieser Art eine Bogenkraft von etwa 200 Gramm (2 Newton). Mit Kupfer oder Silber umsponnene Saiten kann man dagegen mit etwa 300 Gramm (3 Newton) belasten. Ein normal gespannter Holzbogen drückt bei dieser Belastung aber auf die Saiten durch.
Pablo Sarasate
Die Bogenmacher haben seither versucht, entsprechend festere Bögen zu bauen, aber da kein Material zur Verfügung stand, welches bei gleichem Gewicht eine höhere Steifigkeit aufwies als Fernambuk, sind solche Versuche in der Vergangenheit immer gescheitert. Vuillaume zum Beispiel versuchte es mit einem Metallrohr als Stange, allerdings wurden diese Bögen recht schwer und zu kopflastig und wegen ihrer extrem dünnen Wandstärke zerknickten und verbeulten diese Bögen extrem leicht.