Warum Bücher Online schlagen
Keine allzu aktuelle Nachricht aber trotzdem wert darüber zu berichten. Apple, das wertvollste Unternehmen der Welt und Vorreiter der modernen Digitalität, setzt auf Analoges. So brachte der Global Player aus dem Silicon Valley als Erstlingswerk einen ausgesprochen aufwändigen Bildband auf den Markt, der die Entwicklung der so charakteristischen Apple-Produkte über die Jahrzehnte revue passieren lässt.
Das Buch enthält 450 hochklassige Fotografien von Andrew Zuckerman und kostet 299 $. Was sich nach sehr viel Geld anhört, relativiert sich einigermaßen, wenn man sieht wie einzigartig das Buch gestaltet und produziert wurde. Nach einer Entwicklungszeit von über acht Jahren wurde auf einem extra entwickelten, besonders gemahlenen Papier gedruckt. Die Seiten wurden mit Silber veredelt und sogar bei der Tinte griff man auf ein Produkt zurück, das nach achtfacher Farbseparation auch noch mögliches Schablonieren verhindert.
Apple als Inbegriff der Digitalität hat es verstanden, dass es nicht nur Schwarz oder Weiß gibt, sondern sehr wohl Schwarz und Weiß positive Charakteristiken abzugewinnen sind, um eine gewisse Aufmerksamkeit zu erhaschen.
Auf der anderen Seite kann man natürlich auch sagen, dass dies nichts Neues und nicht weiters verwunderlich ist, setzt Apple doch seit jeher auf Haptik und reell begreifbare Ästhetik, wenn es um das Produktdesign ihrer eigenen elektronischen Produkte geht. Diese Liebe zum Schönen, real begreifbaren Design machte Apple zu DEM Lifestyle Konzern der jüngeren Vergangenheit. Dass jedoch genau diese Erstarkung des Designs im gesellschaftlichen Sinne auch ohne die Kombination mit der Digitalität dazu führen kann, dass totgesagte Dinge wie Bücher, Vinyl-Schallplatten, analoge Fotografie und Brettspiele eine Renaissance erleben, ist schon einzigartig.
Die Frage, die sich dabei aufdrängt, ist die Digitalität wirklich als Feind des Analogen zu sehen? Denn, dass sich der Mensch im hektischen digitalen Alltag als Kontrast wieder nach Entschleunigung und realen sammelbaren Dingen sehnt, spricht dafür, dass die Beziehung eher als wirtschaftlich gesunder Wettbewerb zu sehen ist, der beide Strömungen zu neuerlichen Höchstleistungen anspornt. Das Ergebnis daraus sollten unter anderem speziellere, schönere, emotionsgeladenere Druckprodukte sein, die dadurch eine starke Aufwertung erleben und somit ein ernstzunehmendes Medium in der Kommunikation bleiben.
Bilder: Apple