"Holzhandel Classic" mit dem Charme der Nostalgie
Wer durch diese Toreinfahrt auf der Rheinstraße 50 in Wiesbaden fährt, kommt in einen wahrhaft nostalgischen Innenhof. Das Pflaster dürfte noch original aus dem Baujahr 1864 sein, eine kleine Treppe führt in ein Büro, das in seiner Optik seit Generationen nicht verändert worden ist. Wir befinden uns hier im Stammhaus der Blums, nämlich einem ehemaligen Bauernhof. Seit 1650 sind die Blums in Wiesbaden nachweisbar. Dass die Landwirtschaft eines Tages aufgegeben wurde und vor mehr 120 Jahren ein Holzhandel gegründet worden ist, lag am Tatendrang des Firmengründers Heinrich Blum, der in den Wirtschaftswunderjahren des Deutschen Kaiserreichs am Aufschwung teilhaben wollte und 1892 eine Holzhandlung übernehmen konnte.
Der Betrieb florierte - man brauchte in Wiesbaden Holz sowohl für die Dachstühle hochherrschaftlicher Residenzen als auch für die Anfertigung von Türen und Portalen, Veranden und Remisen, wobei man unter letzterem "Garagen" für Kutschen zu verstehen hat. Das Automobil war ja noch nicht erfunden, Holz wurde mit Pferd und Wagen zu den Kunden gebracht. Wenn auch große Holzlager am früheren Güterbahnhof-West 1902 gebaut werden konnten, so blieb doch die Keimzelle auf der Rheinstraße bis heute erhalten. Hier kann der Kunde Leisten und Leimholz kaufen und vor allem kann er hier den Zuschnittservice nicht nur für Küchenarbeitsplatten in Anspruch nehmen, denn das alte Gemäuer beherbergt eine hochmoderne CNC-Zuschnittsäge. Doch zurück in die Jahre nach den beiden Weltkriegen. Die schlimmen Inflationsjahre nach dem 1. Weltkrieg überlebte man mit Glück und Geschick, es ging weiter aufwärts. Im 2. Weltkrieg wurde eine große Lagerhalle Opfer von Bombenangriffen. Aber schon 1948 stand sie wieder, gebaut in bewundernswerter Fachwerk-Technik von Wiesbadener Zimmerleuten.
In den 70-er Jahren entwickelte sich Holz Blum vom reinen Großhändler für Tischler und Zimmerleute zum Fachhändler, der auch den Bauherren und Heimwerkern offen steht. In eine der beiden großen Lagerhallen wurden Schau-Kojen eingebaut für Bodenbeläge aus Holz, insbesondere für Parkett sowie für Innentüren aus Holz und auch aus Ganzglas. Seit die Deutschen den Garten als grünes Wohnzimmer entdeckt haben, ist auch "Gartenholz" stark gefragt. Bei Holz Blum in Wiesbaden bekommt man zum Beispiel Terrassenholz aus Ipe, einer Holzart der Dauerhaftigkeitsklasse 1, welches aus südamerikanischer Holzwirtschaft entstammt. Und natürlich kann auch dem geholfen werden, der Massivbalken und Leimbinder bis 6 m Länge oder Platten von über 2 m Breite und über 5 m Länge braucht bei Stärken bis 38 mm. Karl-Ulrich Blum ist davon überzeugt, dass seine Firma eine einzigartige Auswahl an Plattenwerkstoffen und Massivhölzern weit über die Grenzen von Wiesbaden zu bieten hat.
Auch nach einem Brand in der Nacht vom 29.05.2012, der die alte Schnittholzhalle, welche im Jahre 1948 in Holzbauweise wahrhaft meisterhaft errichtet wurde, komplett in Schutt und Asche legte, nahm man bereits am gleichen Tage die Verkaufstätigkeit wieder auf. Aktuell wird auf reduzierter Lagerfläche das gleiche Warenangebot zur Verfügung gestellt.