Vogel - die Glasbläserein - Geschichte der Glasfeder
Wichtigstes Instrument zum Schreiben auf Pergament und Papier blieben, vom alten Rom bis in die Neuzeit, der Federkiel und die breite Rohrfeder für Überschriften.
Federn vom Raben, Pfau, Schwan oder Gans erwiesen sich für die empfindliche Pergamentoberfläche als am besten geeignet. Entweder kahl geschabt oder im ursprünglichen Zustand belassen, kam die natürliche Krümmung des Horns der menschlichen Hand entgegen.
Neben Tinte, Feder und Pergament war das Federmesser - eine längere, scharfe Klinge - das unentbehrliche Werkzeug für den Schreibenden. Mit ihm glättete man das Schriftgut, schabte vom Kiel die störenden Federfahnen, radierte Fehler aus und schnitt die Federspitze zurecht.
Die Ausbreitung des Handels im 17. und 18. Jahrhundert, die sich entwickelnden Wissenschaften und Künste, trieben den Bedarf an Schreibmaterialien in astronomische Höhen. Eine Gans lieferte lediglich 10 bis 12 gute Federkiele. In Deutschland verbrauchte man zu Beginn des 19. Jahrhunderts rund 50 Millionen Federkiele pro Jahr. Die europäischen Hauptproduzenten waren Rußland und Polen. 27 Millionen Federkiele importierte England pro Jahr aus St. Petersburg. Die Bank von England allein 1,5 Millionen. Ein Schreiber verbrauchte pro Tag 5 Federkiele. Man kann sich vorstellen, wie oft die Arbeit zum sorgfältigen Anspitzen unterbrochen werden musste. Der Beruf des Federzuschneiders breitete sich rasch aus.
Auf Sparsamkeit bedacht sannen die Londoner Bankherren auf Abhilfe. Im Jahre 1809 wurde eine Maschine zum Patent angemeldet, die in der Lage war, Gänsefedern längs und quer mehrmals zu teilen. Gut 20 Abschnitte konnten so aus einer Feder gewonnen werden. Zugespitzt wurden Sie in einen hölzernen "Federhalter" gesteckt. Die Ahnen des Federhalters waren geboren.
Auf der Suche nach Schreibspitzen, die sich nicht so rasch verbrauchten, versuchten auch die Glasmacher ihr Glück. Deutsche, japanische und auch nordamerikanische Glasmacher erprobten als erste dünne Glasstangen mit spitz zulaufenden Facetten. Nach dem Eintauchen ins Tintenfass konnte sich ausreichend Tinte in den facettenartigen Vertiefungen halten und langsam zur Spitze absinken. Trotz erheblicher Vorteile, kaum Abnutzung, keine Korrosion, schrieb auf Holz, Papier, Leder und ähnlichen Materialien - setzte sich die Glasfeder nicht durch. Das Material zerbrach zu leicht.
Erst als es Thüringer Glasbläsern gelang die Kohäsions- und Kapillarkraft verbessern wurde die Glasfeder zum Exportschlager. Französische, amerikanische und deutsche Hersteller setzten dies Glasfedern in Füllhaltern ein und boten dies als ideales Durchschreibe-Instrument in Büros an.