Ghosting / Frame Remapping: LED-Wände aus verschiedenen Perspektiven nutzen
Bei LED-Wänden im Virtual Production Bereich wird der Content der Wand abhängig von der Perspektive und somit dem Tracking der Kamera gerendert. Was beim szenischen Arbeiten im Film für Aha-Effekte sorgt, stellt die Broadcast-Umgebung vor einige größere Probleme. Eines davon ist der Mehrkamerabetrieb. Das Grundlegende technische Problem ist, dass eigentlich nur eine Kameraperspektive gleichzeitig auf der Wand dargestellt werden kann, was also, wenn ich sie mit zwei, drei oder vier Kameras gleichzeitig abnehmen will?
Ghosting oder Frame Remapping ist eine Möglichkeit dieses Problem anzugehen. Die einfach ausgedrückte Theorie ist dabei eben doch alle Kameraperspektiven gleichzeitig auf der Wand darzustellen, zumindest fast. Der technische Prozess ist derselbe, wie bei der Darstellung von 3D im Kino. Auch hier werden zwei Bilder aus unterschiedlichen Perspektiven gleichzeitig auf der Wand dargestellt und wir brauchen ein Filterndes Element (die 3D-Brille), damit jedes Auge das ihm zugewiesene Bild sieht.
LED-Fine-Pitch-Wand im Hintergrund mit Ghosting
Wenn man von einem Produktionsstandard von 50 Bildern pro Sekunde ausgeht, wird die Wand auf eine Bildfrequenz von 400 Hz gestellt, also einem Vielfachen des eigentlichen Produktionsformates. Die LED-Wand wird nun in schnellem Wechsel abwechselnd mit den Bildern für Kamera eins, zwei, drei und vier bespielt. Nun wird der Takt der Kamera und der zugehörigen Renderengine um jeweils eine Viertelphase verschoben. Die Kameras machen also jeweils immer noch 50 Bilder pro Sekunde, aber zu unterschiedlichen Zeitpunkten, nach Feineinstellung genau passend zum „Flackern“ auf der Wand. Nach zusätzlichem Anpassen des Shutters sieht also jede Kamera nur das ihr zugewiesene Bild und nicht die der anderen Kameras.
Für den Betrachter und Moderator wird dieses Verfahren je nach Bildfrequenz als starkes Flackern oder, wie man es auch im Kino sieht, als diffuse Summe (Mischung) aller Bilder gesehen. Daher kommt auch der Begriff des Ghostings.
Dadurch gehen jedoch einige der Vorteile der LED-Wand im Vergleich zu einer GreenScreen Produktion verloren. So kann der Moderator nun nicht mehr klar seinen Hintergrund bzw. den Content auf der Wand erkennen. Außerdem fühlt er sich durch das ständige Flackern nicht mehr wohler oder natürlicher als im Grün. Hier kann durch eine „Gewichtung“ auf ein Bild, also ein Bild wird länger als die anderen auf der Wand belassen, ein kleiner Trick im menschlichen Gehirn ausgelöst werden. Man gewöhnt sich an das Bild, was am längsten sichtbar ist, und nimmt dieses primär wahr.
Nichtsdestotrotz setzt dieses Verfahren erhebliche technische Bedingungen voraus, welche sich mit der Menge der Kameras multiplizieren: die LED-Wand und der Prozessor müssen in der Lage sein entsprechende Bildwiederholraten zu erreichen, die Kameras müssen über entsprechende Shuttermöglichkeiten und auch unabhängig davon über eine entsprechen schnelle Sensor-Auslesezeit verfügen und die Feineinstellung ist sehr zeitaufwändig und wartungsintensiv.
Somit lässt sich zusammenfassen, dass der Einsatz einer oder mehrerer LED-Wände im Einkamerabetrieb mit szenischen Arbeiten durchaus Sinn macht und seine Vorteile hat. Mit Ghosting / Frame Remapping hat man eine Möglichkeit geschaffen, ein Virtual Production Setup mit LED-Wänden broadcastfähig zu machen, das aber den technischen Aufwand und damit auch den Preis der beteiligten Komponenten extrem in die Höhe treibt und in einer Mehrkamera-Live-Umgebung schnell an technische Grenzen stößt und für mehr Einschränkungen als Vorteile sorgt.