Füllstand der Gasspeicher: Gut für den Winter gewappnet

Im Vergleich zum Herbst des Jahres 2022 ist die Situation der Gasversorgung in diesem Jahr entspannt: Die anvisierte Füllmenge der Gasspeicher von 95 Prozent zum 1. November wurde bereits im September erreicht, obwohl Russland nur noch wenig Gas über Umwege an Deutschland liefert. Die 95-Prozent-Marke war 2022 erst am 13. Oktober erreicht worden.

Den Ausschlag gab einerseits der milde letzte Winter, der für Restgasbestände von knapp 50 Prozent im Februar verantwortlich war. Andererseits konnten alternative Gaslieferanten den Ausfall Russlands kompensieren. So erhöhte Deutschland seine Gasimporte beispielsweise aus Norwegen, den Niederlanden, Frankreich und Belgien. Zudem wird über die neuen LNG-Terminals verstärkt Flüssiggas nach Deutschland geliefert. Etwa ein Drittel des importierten Gases kommt mittlerweile aus Norwegen, dem wichtigsten Handelspartner in diesem Bereich.

Allerdings reichen selbst  gut gefüllte Gasspeicher in der Regel nicht für die gesamte Kälteperiode eines Winters, abhängig von den Temperaturen nur für etwa zwei bis drei Monate. Insofern müssen weiterhin beständig Gaslieferungen Deutschland erreichen. Das maximale Fassungsvermögen der Speicher beträgt etwa 255 Terawattstunden. In den letzten beiden Jahren verbrauchte Deutschland in Januar und Februar zusammengerechnet im Schnitt 243 Terawattstunden Gas.
 

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Einsparungen in der Industrie und bei Verbrauchern

Zur Entspannung in der Gasversorgung tragen zudem Einsparungen der energieintensiven Industriebranchen bei, die mittlerweile konstant weniger Energie verbrauchen als vor dem Kriegsbeginn in der Ukraine. Technische Innovationen und Modernisierungen, Brennstoffwechsel von Gas zu Öl sowie Energieeffizienzmaßnahmen würden laut Bundesnetzagentur zu Einsparungen in Höhe von rund 20 Prozent beitragen.

Die zeitweise explodierenden Gaspreise haben zudem für ein Umdenken bei vielen Verbrauchern geführt, die teilweise deutlich weniger heizen und auf diese Weise ebenfalls zur Entspannung der Gasversorgung beitragen. Bereinigt um den Faktor Außentemperatur verbrauchten sie 2022 laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) fünf Prozent weniger Heizenergie als im Jahr zuvor. Und laut Bundesnetzagentur lag der Gasverbrauch privater Haushalte in der 36. Kalenderwoche 2023 sogar um 21,7 Prozent unter dem durchschnittlichen Verbrauch der Jahre 2018 bis 2021.

Das Einsparpotenzial ist enorm: Werden Räume beispielsweise statt auf 22 nur auf 18 Grad geheizt, sollen laut Fachleuten die Heizkosten um rund 25 Prozent sinken. Allerdings sind die Gaspreise für private Haushalte im Laufe des Jahres 2023 in den Keller gefallen und Stand September so niedrig wie seit Ende 2021 nicht mehr. Das könnte Verbraucher dazu animieren, wieder in alte Gebrauchsmuster zu verfallen.
 

Welche Risiken noch bestehen

Ein extrem kalter Winter könnte in Deutschland nach wie vor zu einer Gasmangellage führen. Andere Faktoren würden die Lage noch verschärfen: geringere strukturelle Einsparungen in der Industrie beispielsweise oder auch zu geringe Speicherstände in Nachbarländern, die dann Hilfe benötigen würden.

In einem solchen Fall ruft die Bundesregierung die Notfallstufe des „Notfallplans Gas“ aus. Dann priorisiert die Bundesnetzagentur die knappen Gasmengen. Privathaushalte und bestimmte öffentliche Einrichtungen werden zuletzt rationiert, industrielle Kunden ohne lebenswichtigen Bedarf zuerst.