Konjunktur in Deutschland: Die aktuelle Lage

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland ist weiterhin unbefriedigend: Trotz leichter Tendenzen, die auf eine Besserung hindeuten, war im März 2024 noch keine spürbare konjunkturelle Erholung in Sicht. Beispielhaft für diesen Status quo steht das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland, das auch zum Ende des ersten Quartals 2024 stark geschrumpft ist. Der Einkaufsmanagerindex (EMI) sackte noch tiefer und notierte mit 41,9 Punkten auf dem tiefsten Stand seit fünf Monaten.  

Die meisten Wirtschaftsexperten gehen in ihren jüngsten Prognosen von einem Stillstand des Bruttoinlandproduktes (BIP) im ersten Quartal 2024 aus. Während vorsichtig optimistische Prognosen aus dem Herbst 2023 einen leichten Aufschwung erwarten ließen, korrigierten die Fachleute im März 2024 ihre Vorhersage um 1,1 Prozentpunkte deutlich nach unten. Nur um 0,2 Prozent soll die Wirtschaft in Deutschland in diesem Jahr wachsen. Damit befände sich Deutschland in einer Stagnation.

Und auch die Aussichten für die kommenden Jahre sind getrübt. Das Potenzialwachstum wird als dauerhaft niedrig bewertet. Die Wirtschaftsweisen sehen in den nächsten zehn Jahren ein deutlich langsameres Wachstum als in der Vergangenheit.   

Immerhin geht die Inflationsrate deutlich zurück: Im Februar 2024 lag sie nur noch bei 2,5 Prozent, das ist der niedrigste Wert seit Juni 2021. 2025 soll die Inflation Berechnungen zufolge auf 1,8 Prozent fallen. Auch die Stimmung in den Unternehmen hat sich laut ifo-Geschäftsklimaindex im Februar leicht verbessert.
 

Wie die deutsche Wirtschaft wieder wachsen könnte

Über die Maßnahmen, die Deutschland zu alter Wirtschaftsstärke verhelfen könnten, herrscht unter Experten und Politikern Uneinigkeit. Ein Überblick über die Vorschläge.
 

Unternehmenssteuerreform

Damit deutsche Unternehmen international konkurrenzfähig bleiben können, sollen die Unternehmenssteuern gesenkt werden. Deutschland hat laut Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) mit 28,5 Prozent eine der weltweit höchsten effektiven Steuerbelastungen für Unternehmen, da viele andere Industrieländer ihre Unternehmenssteuern in den vergangenen Jahren gesenkt haben. Konkret stehen verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten und die Abschaffung des Solidaritätszuschlags im Raum.
 


Bürokratieabbau

Die ausufernde Bürokratie in Deutschland ist ein andauerndes Hemmnis für den Wirtschaftsaufschwung. Durch geringere Anforderungen würden auf der einen Seite die Kosten für Unternehmen sinken, auf der anderen Seite die Kosten bei den Behörden, die weniger kontrollieren müssten. Mit kürzeren Genehmigungsverfahren könnten Unternehmen flexibler auf Marktgeschehnisse reagieren. Auch das Lieferkettengesetz ist umstritten, da es die bürokratischen Anforderungen weiter erhöht.
 

Reform der Schuldenbremse

Mit den bestehenden Regeln der Schuldenbremse ist es schwer, durch massive staatliche Investitionen wirtschaftliche Impulse zu setzen. Mehrere Stimmen sprechen sich dafür aus, die Bremse zu lockern. Immerhin hat Deutschland unter den zehn größten Industrienationen der Erde die niedrigste Staatsverschuldung. Vor allem die heimische Infrastruktur benötigt nach Ansicht vieler Experten dringend Zufluss an Kapital, damit der über viele Jahre entstandene Investitionsstau behoben werden kann.
 

Kampf gegen Fachkräftemangel

Der Fachkräftemangel wird von vielen Unternehmen als größtes Geschäftsrisiko der Zukunft eingeschätzt. Vor allem in der IT, im Gesundheitswesen, in der Gastronomie, in zahlreichen Handwerksberufen oder in der Logistikbranche suchen die Unternehmen nach Beschäftigten. Die demographische Entwicklung wird das Problem weiter verschärfen. Die Abschaffung der Rente mit 63 Jahren oder des Ehegattensplittings könnten die Situation entspannen, doch beide Maßnahmen sind umstritten.
 

Wachstumschancengesetz beschlossen

Das im März 2024 von Bundesrat und Bundestag abgesegnete Wachstumschancengesetz soll die Konjunktur in Deutschland mit einem Milliardenprogramm beleben. Es sieht vor allem Steuererleichterungen für Unternehmen und den Abbau von Bürokratie vor. Allerdings schrumpfte das Entlastungsvolumen des Pakets im Laufe der Verhandlungen zwischen den Parteien der Ampelkoalition von ursprünglich sieben auf nur noch gut drei Milliarden Euro.

Denn alle angedachten Maßnahmen zur Stärkung der Wirtschaft eint, dass Vorschläge zur Finanzierung entweder fehlen oder mit Sparmaßnahmen an anderen Stellen verbunden sind, die bei vielen Entscheidern auf Gegenwehr stoßen. So werden beispielsweise Entlastungen der Unternehmen über neue Schulden oder Steuererhöhungen von Teilen der Regierung abgelehnt.