Coronabedingter Steuererlass beendet

Aufgrund der besonderen Umstände der Corona-Pandemie, mit denen die Gastronomie besonders zu kämpfen hatte, wurde der Mehrwertsteuersatz für Restaurantbesuche auf sieben Prozent reduziert. Weil die Pandemie vorbei ist, gelten seit Januar 2024 wieder die üblichen 19 Prozent. Damit sind viele Gastronomen jedoch nicht einverstanden, denn sie fühlen sich durch die hohe Inflation und dadurch bedingte Preissteigerungen bei Personal, Lebensmitteln und Energie ohnehin schon genug strapaziert und sehen keinen Spielraum für weitere Preiserhöhungen.

Ihr Dilemma: Geben sie die Steuererhöhung an die Kundschaft weiter, droht weniger Umsatz, da sich viele Menschen einen Restaurantbesuch dann nur noch selten oder gar nicht mehr leisten können. Behalten die Gastronomen ihre Preise bei, schwinden die Gewinne und einige Betriebe sind nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben. Der DEHOGA und 16 weitere Verbände fordern daher eine dauerhafte Besteuerung von sieben Prozent, die bei Essen zum Mitnehmen ohnehin schon gilt. Ansonsten drohe ein Sterben der Gastronomie. Es seien „Tausende Existenzen gefährdet, der Verlust von Lebensqualität und gastronomischer Vielfalt würde provoziert“. Und auch der europäische Vergleich spricht für die Argumente der Gastronomen: In 23 von 27 Ländern in der EU gilt ein reduzierter Mehrwertsteuersatz für die Branche. In Italien und Frankreich müssen die Wirte beispielsweise maximal zehn Prozent abführen.
 

Drei Viertel der Restaurants haben Preise erhöht

Die Reaktion auf die Steuererhöhung fiel recht einheitlich aus: Etwa 76 Prozent der Gastronomieunternehmen haben die Preise gleich zum Jahreswechsel angepasst, ergab eine DEHOGA-Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen. Viele weitere planen demnach Preiserhöhungen. Nur drei Prozent wollen keine Änderungen vornehmen oder die Speisen sogar günstiger anbieten. Trotz dieser Maßnahme befürchtet etwa ein Drittel der befragten Unternehmen, 2024 in die Verlustzone zu rutschen. Und dass es der Gastronomie in Deutschland nicht sonderlich gutgeht, unterstreichen Zahlen des Statistischen Bundesamtes: So verbuchte die Branche im September 2023 im Vergleich zum Vorjahresmonat preis-, kalender- und saisonbereinigt einen Umsatzrückgang von 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat und von 12,6 Prozent gegenüber dem letzten Vor-Corona-September im Jahr 2019.
 

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Zahlreiche Ökonomen stehen hinter den Regierungsplänen

Es gibt allerdings auch zahlreiche Fürsprecher der Regierungspläne. Sie argumentieren, dass die Subvention zur Abfederung einer Notlage gedacht war. Warum solle diese nach dem Ende dieser Notlage also bestehen bleiben? Auch sei die gut drei Milliarden Euro teure Vergünstigung sozial problematisch, weil sie besonders den Wohlhabenden zugutekomme, erklärte beispielsweise Friedrich Heinemann vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Denn diese Gesellschaftsschicht würde viel häufiger auswärtig speisen. Und die Vorsitzende des Sachverständigenrates, Wirtschaftswissenschaftlerin Monika Schnitzer, wies darauf hin, dass es ungerecht sei, eine bestimmte Branche dauerhaft stark zu unterstützen und andere nicht.
 

Kreativer Umgang mit der Mehrwertsteuererhöhung: Einige Beispiele

Um die Kundschaft trotz der Mehrwertsteuererhöhung zu halten, sind einige Gastrobetriebe kreativ geworden:
 

  • Die Kette Sticks’n’Sushi mit Filialen in Berlin will die Preiserhöhungen mit einem Treuepunktesystem per App ausgleichen und damit häufige Besuche belohnen.
  • Das Restaurant Schuback am Park in Hamburg hat sich gegen den Trend gestellt und die Preise gesenkt. Die Hoffnung ist, dass mehr Gäste kommen und diese auch mehr bestellen. Zudem hat die öffentlich kommunizierte Preissenkung für viel gute Publicity gesorgt.
  • Die Kette L’Osteria setzt auf Digitalisierung, um Geschäftsprozesse zu optimieren. Ein Beispiel sind Umsatzberichte nach Stunden, die eine bessere Abschätzung der benötigten Servicekräfte je nach Tageszeit ermöglichen. Zudem können die Erfolge bestimmter Aktionen und Angebote dank technischer Lösungen besser ermittelt werden.
     

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