Nachhaltigkeit als essenzieller Bestandteil der Unternehmensführung

War Nachhaltigkeit vor einem Jahrzehnt bei den meisten Unternehmen kaum ein Thema, ist es im Jahr 2023 fest verankert. Sei es aus eigenem Antrieb oder weil die Geldgeber und Kunden an der Nachhaltigkeitstransformation interessiert sind. Es gibt kaum eine Firmenwebsite, die nicht eigene Bereiche einzig zu dem Zweck gelauncht hat, über die eigenen Nachhaltigkeitsbestrebungen zu berichten. Größere Firmen haben in der Regel feste Mitarbeiter, die sich einzig um die Nachhaltigkeitsziele kümmern, und auch Marketingkampagnen haben immer öfter diesen einen Schwerpunkt.
Die Ergebnisse des Sustainability Transformation Monitors 2023 der Bertelsmann Stiftung bestätigen diesen Trend. Knapp die Hälfte der Befragten gibt darin zu Protokoll, dass Nachhaltigkeit in ihrem Unternehmen „voll und ganz“ oder „überwiegend“ dazu gehöre. Mehr als ein weiteres Drittel ist der Ansicht, das Thema sei „teilweise“ etabliert. Somit sind die Unternehmen, die Nachhaltigkeit weiterhin stiefmütterlich behandeln, in der deutlichen Minderheit.

Weitere Indizien für die Relevanz dieser Angelegenheit: Bei mehr als der Hälfte der befragten Unternehmen liegt die Verantwortung für Nachhaltigkeit im Vorstand. Bei 41 Prozent der Befragten der Realwirtschaft gibt es sogar eine eigene Abteilung für Nachhaltigkeit; in der Finanzbranche sind es immerhin noch 35,5 Prozent. 
 

Mehr Unternehmen müssen ab 2024 über Nachhaltigkeit berichten

Ab dem Jahr 2024 verschärfen sich die Anforderungen an Nachhaltigkeitsberichte: Mehr Unternehmen als bisher werden zur CSR-Berichterstattung verpflichtet, die erforderlichen Inhalte erweitert und auch geprüft. Zudem erfolgt eine Standardisierung und Digitalisierung der Berichterstattung. Konkret müssen sie über die Auswirkungen ihrer Geschäfte unter anderem auf die Umwelt, die Menschenrechte und die Sozialstandards berichten. Die neuen Regelungen sollen aber nur für große Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten und einem Umsatz von mindestens 40 Millionen Euro im Jahr gelten.  Zwar kommen auch auf KMU Verschärfungen zu, allerdings haben diese nach Plänen des EU-Rats eine Übergangszeit bis 2028. 
Zusätzlich werden kapitalmarktorientierte KMU ab zehn Mitarbeitern zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet, sofern eine Kapitalmarktorientierung vorliegt. Das ist in der Regel der Fall, wenn Aktien oder Anleihen ausgegeben werden. Die Zahl der berichtspflichtigen Unternehmen in Deutschland wird sich damit etwa um das Dreißigfache auf rund 15.000 erhöhen.
 

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Nachhaltigkeitsbestrebungen 2024: Wie sich die globalen Krisen auswirken

Angesichts der finanziellen Belastungen durch Inflation und steigende Energiekosten könnte das Thema Nachhaltigkeit 2024 an Unterstützung verlieren. Bei Verbrauchern sinkt bereits spürbar die Bereitschaft, entsprechende Preisaufschläge zu zahlen.
In Krisenzeiten fühlen sich viele Firmen durch Nachhaltigkeitsvorgaben zusätzlich unter Druck gesetzt. So gaben rund 90 Prozent der Befragten einer Horvath-Studie Ende 2022 an, dass Versorgungsengpässe die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen stark gefährden. Und Mitte des Jahres 2023 glaubte ein Viertel der Finanzvorstände einer Umfrage unter CFOs schon nicht mehr daran, die komplexen Nachhaltigkeitsziele ihres Unternehmens erfüllen zu können. Ebenfalls ein Viertel sah sich komplett außerstande, Nachhaltigkeit überhaupt in die Unternehmenssteuerung zu integrieren. Dennoch sind weiterhin viele Betriebe sehr engagiert und haben laut des Porsche Consulting Magazins verschiedene Nachhaltigkeitsziele für das Jahr 2024 formuliert. Einige Beispiele von B2B-Unternehmen:

  • Jenoptik AG: Der Technologiekonzern will seine Emissionen 2024 weiter reduzieren und erstmals sogenannte ‚Scope 3′-Emissionen der vor- und nachgelagerten Lieferkette ermitteln. Darüber hinaus möchte das Unternehmen Themen wie Recruiting, Mitarbeiterbindung und Diversität sowie die Einhaltung von Menschenrechts- und Umweltstandards in der Lieferkette künftig noch stärker in den Fokus rücken.
  • Goldbeck GmbH: Das Hochbau-Unternehmen will seine digitalen Produkte inklusiver gestalten. Um Emissionen zu senken, setzt Goldbeck Anreize für grünere Dienstreisen. Corporate Responsibility soll in jeden Aspekt des unternehmerischen Handelns integriert werden.
  • Webasto Group: Der Hersteller von Heiz- und Kühlsystemen plant, 2024 die Dekarbonisierung weiter voranzutreiben. Dazu gehört die Umstellung auf grüne Energieversorgung, die Steigerung der Energieeffizienz und die Sensibilisierung der Mitarbeitenden für das Thema Energiesparen.