Energieknappheit, Ressourcenmangel, die Sorge vor dem Klimawandel – auch im wirtschaftlich starken und landschaftlich schönen Südwesten treiben diese Zukunftsszenarien die Politik um. Zugleich beginnt man, zwischen Rhein, Neckar und Bodensee die wirtschaftlichen Chancen zu erahnen, die in Klimaschutz und Nachhaltigkeit liegen. Die grün-rote Landesregierung will daher ihre Wirtschafts- und Innovationspolitik konsequent auf Umwelttechnologien, erneuerbare Energien und Ressourceneffizienz ausrichten. Dieses Ziel hat sie als Teil ihrer Innovationsstrategie festgelegt.
Ein Unternehmen, das in diesem Feld bereits international erfolgreich agiert, ist Galaxy Energy. Schon von Weitem fällt das Firmendach der Zentrale in Berghülen bei Merklingen auf. Keine Eindeckungen wie Ziegel und Trapezblech, stattdessen eine transparente Optik. Geschäftsführer Georg Schöll erklärt, wie er 2005 auf die Idee für sein inzwischen patentiertes Indachsystem kam: „Unsere Gedanken waren schwäbisch – nicht geizig, sondern sparsam.“
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Warum also ständig Dächer bauen, um dann darauf Module zu errichten? Das Photovoltaik-System von Galaxy Energy kommt stattdessen ohne Unterdach aus, es bildet gewissermaßen das Dach. Das, so Schöll, spare nicht nur Material- und Montagekosten, sondern bringe auch noch zehn Prozent gleichmäßigen Lichteinfall ins Gebäude.
Noch beträgt der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung in Baden-Württemberg knapp 20 Prozent. Doch bis zum Jahr 2020 soll diese Zahl auf gut 38 Prozent und bis 2050 auf mehr als 80 Prozent steigen. „Dies stellt für ein Land mit einem bislang hohen Anteil an Atomenergie und einer starken Industrie eine große Herausforderung dar“, erklärt Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne).
Beim Umweltministerium ist man sich aber sicher: Innovative Umwelttechnologien bieten bei einem weltweiten Markt große Wachstumschancen für die baden-württembergische Wirtschaft. Dazu zählt auch die Photovoltaik (PV)-Branche: Diese ist mit rund 9300 Beschäftigten und einem Umsatz von 3,4 Milliarden Euro ein stark zukunftsfähiger Wirtschaftszweig des Landes, begünstigt von einer hohen Sonnenscheindauer in der Region. „Wir setzen in Baden-Württemberg neben dem Ausbau der Windenergie vor allem auf die Photovoltaik. In ihr steckt nach wie vor großes Potenzial“, sagte jüngst Helmfried Meinel, Ministerialdirektor im Umweltministerium.
Galaxy-Geschäftsführer Schöll zeigt sich von den Anstrengungen der Landesregierung im Markt für erneuerbare Energien angetan, gibt sich aber auch selbstbewusst: „Förderungen machen immer dann Sinn, wenn sie einer Branche den nötigen Schwung für die ersten Schritte liefern sollen“, sagt er. „Unsere Branche ist aber mittlerweile auch ohne Zutun der Politik wettbewerbsfähig."
So wurde das Indachsystem aus Schölls Unternehmen seit der Markteinführung 2008 inzwischen an mehr als 1000 Plätzen rund um die Erde verbaut, darunter in Südafrika, China und Japan. In Deutschland nutzt zum Beispiel eine Lagerhalle für Hackschnitzel die Abluft des Systems, um das Holz zu trocknen.
Erfolgreich im Markt zu bestehen, dazu gehört für Schöll auch ein gutes Innovationsklima im Betrieb. Findige Ideen von Mitarbeitern – darunter vier Familienmitglieder – belohnt die Geschäftsführung mit Prämien: So entwarfen die Verkaufsgruppe und die leitenden Entwickler beispielsweise gemeinsam eine Innenbeleuchtung, die in das Indachsystem integriert werden kann. Im Schnitt, so der Unternehmer, könne rund die Hälfte der Vorschläge seiner Belegschaft nutzbringend umgesetzt werden.
Wir zeigen unserer Jugend immer noch zu wenige Möglichkeiten auf.
Die Ideenkraft von Schöll und seinen Mitarbeitern wurde auch extern bereits mehrfach prämiert: „Top 100“ Mentor Ranga Yogeshwar etwa zeichnete Galaxy Energy 2014 als einen der 100 innovativsten Mittelständler in Deutschland aus. Um weiter erfolgreich handeln zu können, wünscht sich der Geschäftsführer vom Land vor allem: mehr Energieprojekte im öffentlichen Bereich. „Das erhöht nicht nur die Umsätze in der eigenen Region, sondern sensibilisiert unsere Mitbürger“, sagt er. „Warum gibt es immer noch Schulen, Turnhallen und Krankenhäuser ohne PV-Anlage? Schade ist, dass viele Möglichkeiten durch bürokratische Willkür oder veraltete Gesetze schon von vornherein vereitelt werden.“ Wie solle die künftige Generation umweltfreundliches Denken lernen, wenn zum Beispiel der Schuldbus nicht elektrisch angetrieben werde und der Strom in der Mensa nicht erneuerbar sei. „Wir zeigen unserer Jugend immer noch viel zu wenige Möglichkeiten auf, obwohl sie oft besser begreift, dass wir nur eine Erde haben“, ist der Unternehmer überzeugt.
Nur zu gern würde Schöll dazu beitragen – und natürlich auch dabei Geschäfte machen. Gerade hat er ein Angebot an die Betreiber eines der neu zu bauenden Fußballstadien in Katar geschickt: Dort könnte ein riesiger PV-Carport von einer Leistung von einem Megawatt entstehen. Umweltschutz made im Ländle. Und vielleicht auch bald erfolgreich in der ganzen Welt.
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