Unverträglichkeiten im Fokus des Lebensmittelmarketings
 

Laktoseintoleranz ist eine weit verbreitete Stoffwechselstörung, bei der der Körper den Milchzucker (Laktose) nicht ausreichend oder gar nicht verdauen kann. Dies liegt an einem Mangel des Enzyms Laktase, das für den Abbau von Laktose im Dünndarm zuständig ist. In Deutschland gehören circa 16 % der Bevölkerung zu den Menschen, die eine leichte oder schwerere Laktoseunverträglichkeit aufweisen. 

Weltweit sieht die Statistik eher umgekehrt aus. Denn Milch- und Molkereiprodukte gehören bei 65 % der Weltbevölkerung nicht zum Bestandteil ihrer Ernährung – weshalb sie anders als Nord- und Mitteleuropäer den Milchzucker auch nicht beschwerdefrei verstoffwechseln können. Vor diesem Hintergrund wundert es nicht, dass sich auch die eher regional orientierte Lebensmittelindustrie auf eine immer stärkere Nachfrage von Produkten einstellen muss, die „ohne“ bestimmte natürliche oder synthetische Zutaten auskommen. Denn wir leben längst in einer multikulturellen Gesellschaft. Die Lebensmittelindustrie hat sich also, um ihre angestammten Absatzmärkte zu halten, auf einen immer stärker differenzierteren Verbrauchermarkt eingestellt.  

Im Englischen gibt es einen weiteren Begriff, der direkt ins Deutsche übersetzt ebenfalls seltsam klingen würde: „Frei-von-Nahrung“. „Free-from-food“ hat sich im angelsächsischen Sprachraum längst als selbstverständliche Bezeichnung für Nahrungsmittel etabliert, die nicht nur gluten- und laktosefrei, sondern auch frei von zahlreichen anderen Inhalts- und Zusatzstoffen produziert werden. Der Grund hierfür ist zum einen, dass die Zahl an Menschen mit Allergien und Unverträglichkeiten weltweit zunimmt. Zum anderen legen viele Verbraucher Wert auf eine gesunde und natürliche Ernährung, weswegen sie bestimmte Inhaltstoffe vermeiden, ohne jedoch selbst bekannte Empfindlichkeiten oder Unverträglichkeiten zu haben. Auch interessieren sich immer mehr Menschen für die Herkunft ihrer Lebensmittel und möchten Produkte ohne bestimmte Zusatzstoffe oder aus nachhaltiger Landwirtschaft.  

 
Die Auswirkungen der Lebensmitteltrends auf die Zulieferer
 

Ernährungstrends werden traditionell „durchgereicht“ bis hin zu den Produzenten von Zusatzstoffen. Speziell deren Erzeugnisse geraten also in den Blickpunkt. Durch strenge Lebensmittelverordnungen stehen insbesondere Zusatzstoffe wie Aromen, Säuerungsmittel und Enzyme im Fokus. Enzyme spielen als Hilfsstoffe auf Proteinbasis in der Lebensmitteltechnik eine Hauptrolle – sie sind daher die ersten Kandidaten, die von möglichen Allergenen befreit werden müssen, um als Zusatzstoff in Lebensmitteln ein allergiefreies Endprodukt zu ermöglichen. 

Mit der gleichen Differenzierung, die bereits bei den Endprodukten herrscht, vermarkten die Hersteller von Zusatzstoffen und Hilfsmitteln mittlerweile ihre Rohstoffe als „Ohne“-Zutaten an die Lebensmittelproduzenten. 

Dass sich Konservierungsmittel als Klassiker unter den Lebensmittelzusatzstoffen – obschon auch sie einen sinnvollen Zweck erfüllen – wohl nie wieder von ihrem Negativ-Image erholen werden, bleibt vielleicht noch verständlich. 

Um den gesetzlichen Anforderungen an die Kennzeichnung und die Vermeidung von Allergenen gerecht zu werden, müssen Hersteller von Zusatzstoffen ihre Produktionsprozesse kontinuierlich anpassen. Aufgrund des großen Interesses an den Ursprung der Lebensmittel, müssen Zulieferer transparente Lieferketten aufbauen und eine lückenlose Rückverfolgbarkeit gewährleisten. Verbraucherpräferenzen ändern sich durch gezieltes Lebensmittelmarketing ständig, weswegen Zulieferer immerzu neue Produkte und Lösungen entwickeln müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. 

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Wie Lebensmittelmarketing die Essgewohnheiten der Verbraucher beeinflusst 
 

Menschen neigen zusehends dazu, der Nahrung eine entweder besonders gesundheitsfördernde oder gesundheitsabträgliche Rolle beizumessen. Unterstützt oder aufgeklärt werden sie von Medizinern und Ernährungsberatern und Medien, die auf immer neue Zusammenhänge zwischen bestimmten Nahrungsstoffen und körperlichen Symptomen hinweisen. Lebensmittelprodukte und deren Bestandteile haben sich zu einem beliebten Schauplatz immer wieder neuer medizinischer Betrachtungen entwickelt. Das Reservoir an Stoffen, die diskussionstauglich sind, scheint in diesem Bereich unerschöpflich.  

Unter diesem Einfluss sind die ehemaligen „Reich-an“-Aussagen gegenüber der „Ohne“-Bewegung deutlich ins Hintertreffen geraten – oder sogar schon völlig aus dem Blickpunkt der Verbraucher verschwunden. „Reich an ungesättigten Fettsäuren, Vitaminen oder Ballaststoffen“ klingt vielen fast schon wieder verdächtig. Denn es ist nicht davon auszugehen, dass Endverbraucher immer genau wissen, welche Zutaten sie für ihr eigenes Ernährungsprogramm aktuell gerade lieber begrüßen oder verbannen sollten. Somit werden durch geschickt gestaltete Lebensmittelverpackungen und Werbebotschaften bestimmte Inhaltsstoffe als bedenklich dargestellt, obwohl sie selbst natürlich sind. Beispielsweise klingt „Gluten“ in den Ohren vieler Verbraucher wie ein künstlicher Zusatzstoff, der Lebensmitteln eigens zugesetzt wird, um sie trickreich schmackhafter zu machen.  

Nur einer von hundert Menschen weist aber tatsächlich eine Glutenunverträglichkeit auf. Sogar der Anteil von Allergikern, die empfindlich auf Nüsse oder bestimmte Früchte reagieren, liegt mit ca. 5 % deutlich über dem Anteil der Gluten-Empfindlichen. Gluten ist außerdem alles andere als eine unnatürliche oder gar gefährliche Zutat, sondern ein natürliches Kleber-Eiweiß, das in den meisten Getreidesorten enthalten ist – auch in Grünkern und Dinkel, immerhin den „gesunden“ Getreidesorten par excellence.

 

Soziale und ökologische Aspekte der Zusatzstoffvermeidung
 

Die Entscheidung vieler Verbraucher, auf bestimmte Zusatzstoffe zu verzichten, wird nicht nur von gesundheitlichen Bedenken, sondern auch von sozialen und ökologischen Überlegungen beeinflusst. 

Zum einen möchten viele Menschen nicht zur Tierhaltung beitragen, die als unmenschlich empfunden wird und nachweislich einer der größten Verursacher von Treibhausgasen ist. Daher meiden sie Produkte tierischen Ursprungs wie Gelatine, Fleisch, Eier oder Milchprodukte.  

Die Produktion von Lebensmitteln und Zusatzstoffen kann jedoch auch negative Auswirkungen auf die Umwelt haben. Ein bekanntes Beispiel ist die Herstellung von Palmöl, bei der zahlreiche Wälder, die riesige Mengen an CO2 binden, für den Anbau von Ölpalmen abgeholzt werden. Die Waldrodung trägt nicht nur zum Klimawandel bei, sondern zerstört auch den Lebensraum vieler Tier- und Pflanzenarten.  

Einige Verbraucher lehnen zudem bestimmte Produktionsmethoden ab, wie beispielsweise den Einsatz von Gentechnik oder Pestiziden. Sie möchten sicherstellen, dass ihre Lebensmittel ethisch korrekt produziert wurden. 

Konsumenten, die Wert auf Nachhaltigkeit legen, bevorzugen daher Produkte mit kurzen Transportwegen, aus biologischem Anbau und ohne umstrittene Inhaltsstoffe. 

 

Die Suche nach nachhaltigen Lebensmittelverpackungen
 

Durch Ernährungs- und Gesundheitstrends beschäftigen sich immer mehr Menschen mit den Inhaltsstoffen von Lebensmitteln. Gleichzeitig rückt auch die Verpackung in den Mittelpunkt. Die steigende Nachfrage nach nachhaltigen Produkten führt dazu, dass Unternehmen nach umweltfreundlicheren Lösungen für Lebensmittelverpackungen suchen. Von recycelbarem Kunststoff über kompostierbare Materialien bis hin zu Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen – die Vielfalt der Optionen wächst stetig. Auch die Entwicklung von intelligenten Verpackungen, die beispielsweise den Frischezustand eines Produkts anzeigen, könnte in Zukunft eine weitere wichtige Rolle spielen.