In diesem Artikel lesen Sie:

  • Vor- und Nachteile von Bambus
  • Bambus als Alternative zu Stahlbeton
  • Die Grenzen von Bambus als Werkstoff

Die faszinierenden Eigenschaften der Graspflanze Bambus
 

Speziell im asiatischen Raum, wo die genügsame Graspflanze Bambus zum Teil in großen Stil angebaut wird, werden die Vorteile des überaus stabilen und gleichzeitig elastischen Werkstoffes seit vielen Jahren wie selbstverständlich genutzt. Moderne Hochhäuser aus Beton und Stahl werden in Gerüsten aus Bambusrohr hochgezogen. Diese haben gegenüber Gerüsten aus starrem Stahl den Vorteil, bei heftigen Winden und Stürmen deutlich nachgiebiger, also buchstäblich geschmeidiger, zu reagieren. Diese besonders gefragte Eigenschaft von harten und widerstandsfähigen Materialien, nämlich gleichzeitig über eine Art inneren Stoßdämpfer zu verfügen, der es gleichzeitig bruchstabil macht, gehört zu den herausragenden Eigenschaften von Bambus. Über diese Eigenschaft verfügen allerdings auch die meisten Holzarten.

Die Merkmale von Bambus im Überblick:


Vorteile:

  • Kombination aus Festigkeit, Leichtigkeit und Elastizität, also geringe Sprödigkeit
  • Natürliche antibakterielle Eigenschaften
  • Anspruchslos im Anbau
  • Vielseitige Verwendung auch als Rohstoff-Lieferant für typische Zellulose-Produkte oder auch Textilfasern

Nachteile:

  • Ökologisch nur dann sinnvoll, wenn er dort angebaut wird, wo er auch genutzt wird
  • Anbau in gemäßigten Klimazonen weniger ertragreich als in subtropischen Gebieten
  • Bedarf bei Nutzung als Baustoff einer intensiven Vorbehandlung gegen Verrottung durch Feuchtigkeit und durch Schädlinge
  • Bearbeitung als Werkstoff für konstruktive Anwendungen sehr aufwendig im Vergleich zu Plastik, Kunststoff und Metallen

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Bambus als ressourcenschonende Alternative zu Stahlbeton?
 

In der modernen Werkstoffforschung geht es zum einen darum, neue technologische Anwendungen zu erobern. Die andere Stoßrichtung besteht darin, traditionelle Materialien und Werkstoffe durch andere zu ersetzen, die günstiger hergestellt werden können – und in Zukunft auch möglichst grenzenlos zur Verfügung stehen. Bambus wäre somit im Bereich der Baustoffe das Pendant zu Windkraft und Solarenergie im Bereich der Energiegewinnung. Das gilt umso mehr, als dass weltweit bereits eine Verknappung von Sand als Baustoff zu beobachten ist.

Bambus qualifiziert sich somit als Lösung für besonders große volkswirtschaftliche Herausforderungen. Erst in solchen Dimensionen wird Bambus tatsächlich zur Wunderwaffe und zu Recht als Baustoff des 21. Jahrhunderts gepriesen. Denn mit steigenden Bevölkerungszahlen wächst der Bedarf an Wohnfläche. Mit nachwachsenden Rohstoffen zu bauen, statt die knapper werdenden Ressourcen der Bodenschätze auszuschöpfen, ist eine naheliegende Idee. Und Bambus kann noch mehr: Der Wertstoff kommt heute in Kleidung, in Küchenutensilien wie Schalen und Schüsseln, für die Herstellung von Zahnbürsten, als Ersatz für Kunststoffe und als Herstellungsbasis für Bioplastik zum Einsatz. 

Bambus als konstruktiver Werkstoff: kaum Vorteile
 

Ob Bambus diese Rolle auch als konstruktiver Werkstoff einnehmen kann, bleibt fraglich. Ein Fahrradrahmen oder gar eine Autokarosserie aus Bambus, Möbel oder Bodenbeläge aus den verholzenden Grashalmen der Bambuspflanze sowie Textilien aus Bambusfasern faszinieren allein vor dem Hintergrund, dass sie quasi automatisch eine Art Öko-Siegel für Nachhaltigkeit in sich tragen. Der Vergleich mit der eher bescheidenen Karriere von Hanf, der ebenfalls als besonders vielfältige Nutzpflanze gilt, ist daher nicht ganz falsch. Hanf konnte sich als Allzweck-Nutzpflanze bisher nur ein Nischenpublikum erobern. Ökologischer Nutzen muss mit ökonomischen Forderungen einhergehen. Die Verarbeitung von Bambus für anspruchsvolle konstruktive Produkte ist noch weit davon entfernt, kostengünstig und damit massentauglich zu sein. Aber das 21. Jahrhundert hat ja auch gerade erst begonnen. Warum in einem boomenden Tigerstaat wie Südkorea der Gerüstbau weitestgehend auf Bambus ausgerichtet ist, hat vor allem einen Grund: Die Kosten betragen nur einen Bruchteil derer für ein Stahlgerüst. Denn für den Gerüstbau kommen tatsächlich die schieren Bambusrohre zum Einsatz, sozusagen „direkt vom Grashalm“ geschnitten.

Bambus-Euphorie langfristig berechtigt
 

Zwar faszinieren die inneren und äußeren Eigenschaften von Bambus als Werk- und Baustoff. Doch die Karriere von Bambus als Werkstoff des 21. Jahrhunderts dürfte vor allem durch seine Rolle als besonders schnell nachwachsender Rohstoff beflügelt werden. Bambus ist somit vor allem als Baumaterial eine sinnvolle Alternative zu knapper werdenden Bodenschätzen wie Metall und Sand.
 

  • Bambus überzeugt ökologisch nur dann, wenn er dort genutzt wird, wo er wächst.
  • Als Baustoff überzeugt Bambus durch Eigenschaften, die mit den Qualitäten von Stahl konkurrieren können.
  • Als Werkstoff für anspruchsvolle konstruktive Anwendungen ist Bambus noch ein Exot und zeigt sich kaum weniger sperrig als traditionelles Baumholz.


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