Bio-Schmierstoffe: Umweltfreundlich und leistungsfähig
Waren sie Anfang des Jahrtausends noch ein Nischenprodukt, so haben sich Bio-Schmierstoffe mittlerweile zu einer echten Alternative entwickelt. Nach Analysen der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) erreichten sie 2017 hierzulande ein Marktvolumen von rund 48.000 Tonnen. Der Anteil von Bio-Schmierstoffen am Gesamtmarkt in Deutschland betrug demnach rund 5 Prozent – im Jahr 2021 dürfte er nach Prognosen der Agentur um einige Prozentpunkte zulegen. Denn neben ihrer Umweltfreundlichkeit stehen sie mittlerweile auch in ihrer Leistungsfähigkeit herkömmlichen Schmierstoffen in nichts nach.
Bio-Schmierstoffe müssen biologisch abbaubar sein oder zu mindestens 25 Prozent aus biobasierten Kohlenstoffatomen bestehen, um ihre Bezeichnung tragen zu dürfen. Die genauen Anforderungen sind in der DIN-Norm 16807 für Bio-Schmierstoffe festgehalten. Als Basis eignen sich etwa Pflanzenöle wie Raps-, Sonnenblumenöl oder auch synthetische Estern aus nachwachsenden, modifizierten Ölen oder Erdölprodukten.
Im Vergleich zu konventionellen Mineralölen weisen die Bioprodukte oft bessere Verschleißeigenschaften auf und können in einem größeren Temperaturspektrum eingesetzt werden. Auch ändert sich ihre Viskosität nicht so stark bei Temperaturänderungen. Zudem sind Bio-Schmierstoffe einfacher zu entsorgen, Betriebsprüfungen und Auflagen für die Bodenbeschichtung entfallen. Sie haben allerdings auch Nachteile. Zum einen sind das höhere Kosten. Zum anderen sind vor allem Schmierstoffe auf Ester-Basis chemisch angreifbar, was im ungünstigen Fall zu einer Schädigung der Maschinen führt.
Bio-Schmierstoffe werden oft dort eingesetzt, wo unbeabsichtigt austretende herkömmliche Varianten eine unmittelbare Gefahr für die Umwelt darstellen – gerade in Lebensräumen mit besonderem Schutzbedürfnis wie im Wasser, in Gebirgen und Wäldern. Generell besteht bei Hydraulikölen wegen der hohen Verlustgefahr ein großes Interesse an umweltgerechten Alternativen.
Bioschmierstoff-Tagung 2021: Industrielle Prozesse spielen kaum eine Rolle
Auf der Bio-Schmierstoff-Tagung 2021 wurde deutlich, dass Bio-Schmierstoffe in umweltsensiblen Bereichen bereits eine gewichtige Rolle spielen, in industriellen Prozessen aber nur selten zum Einsatz kommen. Der Hauptgrund ist laut der FNR finanzieller Art, da die Bioprodukte in diesem Bereich deutlich teurer zu beschaffen sind. Zudem gebe es nach wie vor ein Informationsdefizit hinsichtlich der Verfügbarkeit von Bio-Schmierstoffen sowie Vorurteile gegenüber der technischen Leistungsfähigkeit, die aber in den allermeisten Fällen unbegründet seien. Außerdem würden gerade im Industriesektor die Mitarbeiter oft in direkten Kontakt mit Schmiermitteln kommen, weshalb ein Einsatz auch aus gesundheitlichen Aspekten von Vorteil sei.
Acht Forschungsverbünde arbeiten an Innovationen
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert acht Forschungsverbünde, die neue, biobasierte Schmierstoffe, Hydraulikflüssigkeiten und Additive entwickeln wollen. Das reicht von Bio-Kühlschmierstoffen mit zusätzlichen Eigenschaften über Grundöle für Industrieschmierstoffe und Verdicker für Schmierfette bis hin zu neuen Bio-Additiven aus Krebsschalen und Algen.
Der generelle Trend bei der Entwicklung von Bio-Schmierstoffen geht hin zur Verwendung von Rest- und Abfallstoffen, anstatt auf den Primärrohstoff zurückzugreifen. Und das nicht nur aus der Ölproduktion – beispielsweise werden auch Nebenprodukte aus der Holzherstellung verwertet.