Anstieg der Spritpreise: Neue Rekordhöhen

Die Spediteure und Großhändler in Deutschland schauen sorgenvoll auf das Jahr 2022: Erhöhen sich die Preise für Diesel weiter, droht das Geschäft zunehmend unrentabel zu werden. Im November 2021 stieg der Dieselpreis mit einem durchschnittlichen Literpreis von 1,56 Euro auf ein Rekordhoch. Im September 2020 lag der Preis für einen Liter Diesel teilweise noch unter einem Euro.

Das Problem: In diesem Bereich sind langfristige Verträge üblich, sodass Preissteigerungen wegen höherer Spritpreise nur schwer durchsetzbar sind. Und nicht nur Diesel ist teurer geworden, auch der Dieselzusatz AdBlue, der mit der Euro-6-Norm zur Pflicht wurde, hat seit dem Sommer 2021 Preissteigerungen um bis zu 80 Prozent zu verzeichnen.

Mit einem deutlichen Preisrückgang im Laufe des Jahres 2022 rechnet kaum jemand. Schließlich wurde der Diesel durch die erhöhte CO2-Bepreisung erneut unter Preisdruck gesetzt. Mutmaßlich wird sich dieser Faktor zwar nur mit etwas mehr als einem Cent pro Liter Diesel an der Zapfsäule bemerkbar machen, doch die nächste Anhebung ist dank der jährlichen CO2-Preiserhöhung bereits in Sichtweite.

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Auswirkungen auf die Logistikbranche: Lieferungen verzögern sich

Der Straßengüterverkehr ist im besonderen Maße von der Preisexplosion betroffen. Aufgrund der geringen Gewinnmargen müssen Transportunternehmen um ihre Existenz bangen, wenn es ihnen nicht gelingt, die Kostensteigerungen weiterzugeben. Nicht wenige Spediteure trennen sich von einem Teil ihrer Lkw-Flotte. Örtlich hatten die Rekordpreise bereits zu Lieferverzögerungen geführt, etwa im Einzelhandel, da die Logistikunternehmer auf sinkende Preise an der Zapfsäule warteten. Und auch einige AdBlue-Hersteller hatten bereits angekündigt, die Produktion aufgrund von Unwirtschaftlichkeit teilweise oder ganz einzustellen. Eine nicht mehr gewährleistete Versorgung hätte wohl tiefgreifende Folgen für den Lkw-Verkehr.
 


Mögliche Gegenmaßnahmen der Regierung

Die Regierung hätte die Möglichkeit, gegenzusteuern und etwa einen Höchstpreis für Diesel zu bestimmen. Schließlich beeinflusst die Gesetzgebung den Spritpreis maßgeblich. Durch Energie-, CO2- und Mehrwertsteuer landen laut ADAC knapp zwei Drittel der Tankrechnung beim Staat. Beispielhaft forderte der Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen (GVN) bereits Ende 2021 eine Deckelung des Preises bei höchstens 2 Euro je Liter oder eine Verrechnung mit der Lkw-Maut. Eine weitere Option sei es, die nächste Erhöhung der CO2-Abgabe vorläufig auf Eis zu legen. In anderen EU-Staaten gibt es zudem das Instrument des sogenannten steuerbegünstigten „Gewerbe-Diesels" zur Entlastung der Transportunternehmen.
 

Dieselfloater und alternative Antriebe

Wenn die Preise für Kraftstoffe innerhalb kurzer Zeiträume stark schwanken, sind sogenannte Dieselfloater eine hilfreiche Vereinbarung zwischen Transportdienstleister und den Kunden. Dieser variable Kraftstoffzuschlag koppelt den Frachtpreis an den Dieselpreis.

Doch mittelfristig setzen immer mehr Lkw-Hersteller auf Elektromobilität und Wasserstoff. Das Problem derzeit: Noch sind Reichweite und Ladedauer für den Lieferverkehr nicht konkurrenzfähig. Eine Alternative zur Reduzierung der Lkw-Emissionen ist die Beimischung von speziellem Diesel aus biologischen und synthetischen Kraftstoffen, sogenannter Care-Reststoff-Diesel. Je mehr herkömmlicher Diesel durch diesen Kraftstoff ersetzt wird, desto weniger CO2 entsteht. Allerdings reicht diese aus Abfällen gewonnene Alternative nach Einschätzung von Dr. Uwe Gackstatter, Chef der Antriebssparte von Bosch, mengenmäßig niemals aus, um ihn flächendeckend für den gesamten Lieferverkehr einzusetzen. Herkömmlicher Diesel würde dadurch also nicht komplett überflüssig.