Kapazitäten sinken, Preise steigen
Im 2. Quartal 2018 sank der Kapazitätsindex gegenüber dem Vorquartal (Index 110,1) um 36,3 Prozent auf 70,1. Das geht aus dem aktuellen Transport Market Monitor (TMM) von Transporeon und Capgemini Consulting hervor. Die sinkenden Kapazitäten sind hauptverantwortlich für die Transportpreise, die in Q2 2018 erneut kräftig angezogen haben: Laut aktuellem TMM stieg der Transportpreisindex demnach um 17,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal auf 107,9 Punkte und erreichte wieder den Rekordwert aus dem 4. Quartal 2017. Auch der Dieselpreisindex belegt diese Entwicklung: Er stieg gegenüber dem 1. Quartal 2018 um 9,3 Prozent.
Oliver Kahrs, Director Strategic Initiatives bei Transporeon, dem europaweiten Marktführer im E‐Logistics‐Segment, meint dazu: „Die verfügbare Transportkapazität pendelt um ein historisch niedriges Niveau, was die Transportpreise nach oben treibt. Eine aktuelle Umfrage von Transporeon hat ergeben, dass für die Spediteure 2018 der Fahrermangel und Engpässe beim Frachtraum die größten Herausforderungen sind.“ In diesem Zusammenhang würden zwei Drittel der Transportdienstleister den Ausbau digitaler Prozesse als Chance sehen, so Kahrs weiter, „um Kunden für Anschlussladungen zu gewinnen, Leerkilometer zu reduzieren und so insgesamt die Transportkosten zu senken. Ein Großteil der fehlenden Kapazitäten könnte tatsächlich durch bessere Vernetzung der Verlader und höhere Auslastung der eingesetzten Lkw gewonnen werden.“
Mit Transportlogistik 4.0 Transportkosten senken
Seit mehr als 20 Jahren beschäftigt sich das Fraunhofer SCS mit der Frage, wie sich Wertschöpfung steigern lässt. Ein spannendes Forschungsgebiet ist in diesem Zusammenhang die Transportlogistik 4.0. Unter dem Begriff versteht das Institut für die Erforschung von Supply Chain Services die „Anwendung der Prinzipien cyber-physischer Systeme zur verbesserten Steuerung, Selbstorganisation und Optimierung von überbetrieblichen Transporten“.
Zur Transportlogistik 4.0 zählen beispielsweise Technologien, die bei der Be- und Entladung sowie bei den Transportprozessen zur Datenerfassung und -auswertung zum Einsatz kommen. Mithilfe dieser Technologien lässt sich ein zeitnahes, digitales Abbild des Transportprozesses erstellen. Aus diesem Abbild wiederum lassen sich durch die Verknüpfung mit weiteren Informationen aus IT-Systemen, Kamerasystemen oder Sensoren geeignete Maßnahmen zur unternehmensübergreifenden Effizienzsteigerung des Transportnetzes definieren.
Transportkosten optimieren dank höherer Effizienz
Ob Transportbeauftragung, Zeitfenstermanagement, Sendungsverfolgung oder mobiles Auftragsmanagement: Die Transportlogistik 4.0 bietet viele Möglichkeiten, die Transportkosten zu senken. Die 4.0-Welt eröffnet mittels verschiedener Schnittstellen Zugriffsmöglichkeiten auf Dienste und Services anderer Akteure – was eine flexible Vernetzung in Form dynamischer Netzwerke ermöglicht. Und darin besteht das große Potenzial der Transportlogistik 4.0: „Informationen werden in Echtzeit verfügbar, wodurch sich Transparenz und Flexibilität erhöhen. Von dieser Entwicklung profitieren alle Beteiligten, weshalb die Logistik der Zukunft durch Kooperation selbst konkurrierender Mitbewerber geprägt sein wird. Diese Dualität von Konkurrenz und Kooperation auf Märkten wird als Coopetition – Kooperationswettbewerb – bezeichnet“, erklärt Peter Schmidt, Geschäftsführer und CCO der Transporeon Group.
Laut Transporeon können Transporteure, die mit Gewinnmargen von unter drei Prozent operieren, aber digital vernetzt arbeiten, beispielsweise über cloudbasierte Logistikplattformen ihre Lkw besser auslasten, mit kürzeren Warte- und Standzeiten Kosten sparen und ihre Mitarbeiter effizienter einsetzen. Verlader erhöhen mit dem Einsatz neuer 4.0-Technologien ihre Ladeproduktivität, was die Transportkosten reduziert. Hinzu kommen optimierte Abläufe entlang der gesamten Wertschöpfungskette, die die Prozesskosten senken.
Eine Umfrage des Cybernetics Lab IMA/ZLW & IfU der RWTH Aachen University unter Unternehmen verschiedener Branchen und Größe zu ihrer aktuellen digitalen Praxis verdeutlicht aber, dass der Einzug der 4.0-Technologien noch sehr schleppend verläuft: Laut der Erhebung nutzen die befragten Unternehmen im Schnitt aktuell erst 37,5 Prozent ihres Digitalisierungspotenzials.