Deloitte-Studie: Hohe Risiken für Deutschland

Laut der Supply Chain Pulse Check Vertiefungsanalyse von Deloitte aus dem Jahr 2024 bestehen für Deutschland bei der Versorgung mit den kritischen Rohstoffen Lithium/Lithium-Ionen-Akkumulatoren, Silizium/Halbleiter und Kobalt/Kobaltmatten erhebliche Lieferrisiken.

Lithium/Lithium-Ionen-Akkumulatoren importiere Deutschland derzeit zu rund 70 Prozent aus China und Chile, wobei China den Großteil ausmache. Würde die asiatische Großmacht beispielsweise aufgrund eines möglichen China-Taiwan-Konflikts als Lieferant wegfallen, seien etwa 41 Prozent der Akku-Importe betroffen.

Dieses Risiko betrifft nicht nur Deutschland, sondern die gesamte EU, die in einem Strategiepapier schon 2023 vor der Abhängigkeit gewarnt hatte. Ohne Gegensteuern könnte die EU in diesem Bereich bis 2030 genauso abhängig von China werden, wie sie es bei der Energieversorgung von Russland vor dem Krieg in der Ukraine gewesen sei.

China ist zudem der weltweit größte Siliziumexporteur. Noch stammen zwar mehr als drei Viertel des von Deutschland importierten Siliziums aus Europa, doch würde die Halbleiterproduktion hier weiter zulegen, könnte China als Lieferant wichtiger werden. Nach einem Stressszenario, bei dem aufgrund eines größeren Konfliktes China, Taiwan und Teile Südostasiens als sichere Importländer komplett ausfallen, geht Deloitte von einem 73-prozentigem Rückgang der Halbleiterimporte aus.

Beim Import von Kobalt und Kobaltmatten setzt Deutschland laut der Deloitte-Analyse stark auf Länder, die als Zwischenhändler fungieren und tiefere Risiken aufweisen. Allerdings sei die Abhängigkeit von China und anderen Staaten aus dem asiatischen Raum deutlich geringer als bei den anderen untersuchten Rohstoffen. Selbst ein verschärfter Konflikt inklusive eines Ausfalls sämtlicher mit China wirtschaftlich verbundener BRICS-Staaten hätte demnach auf 82 Prozent der Importe keine Auswirkungen.

Kritische Rohstoffe als Schlüssel für digitalen und ökologischen Wandel

Die Versorgung mit den oben genannten und weiteren kritischen Rohstoffen ist für Deutschland und die EU so relevant, da sie als Schlüssel für den digitalen und ökologischen Wandel gelten. Sie betrifft verschiedene Industriezweige, die Materialien sind für viele zukunftsorientierte Technologien unverzichtbar, etwa bei der Herstellung von Smartphones, Solarzellen, Windturbinen, E-Autos, Flugzeugen, medizinischen Geräten oder für die Wasserstoffproduktion.
 

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EU will Rohstoffversorgung breiter streuen

Die EU hat das Problem solcher Klumpenrisiken beim Import kritischer Rohstoffe bereits erkannt und will die Rohstoffversorgung künftig breiter streuen. Ein Maßnahmenpaket soll insbesondere die Veredelung, die Verarbeitung und das Recycling von kritischen Rohstoffen in Europa fördern. Bis 2030 soll für insgesamt 17 strategische Rohstoffe die Abhängigkeit von einzelnen Drittstaaten reduziert werden. Maximal 65 Prozent des EU-weiten Bedarfs dürften dann laut des neuen CMRA-Gesetzes (Critical Raw Materials Act) noch aus einem Staat importiert werden.

Als weitere Ziele wurden definiert, dass 2030 mindestens zehn Prozent dieser Rohstoffe in der EU selbst gewonnen werden und ein Anteil von 25 Prozent der Rohstoffe in der EU recycelt werden sollen. Bisher würde der Bedarf bei mehreren Rohstoffen zu mehr als 90 von einem einzigen Drittland gedeckt. Seltene Erden, die zum Bau von Dauermagneten für die Motoren von Windkraftanlagen gebraucht werden, würden derzeit beispielsweise noch zu nahezu 100 Prozent in China raffiniert.

EU-Initiative gemeinsam mit USA

Einen ersten Schritt zur breiteren Diversifizierung von Rohstoffen will die EU zusammen mit den USA auf den Weg bringen. Dafür sollen Entwicklungsländer als Partner gewonnen werden. Insgesamt 24 Länder wurden ins Auge gefasst, darunter Malawi, Angola, die Philippinen, Brasilien und Indonesien. Darüber hinaus will die EU die Zusammenarbeit mit rohstoffreichen Nationen wie Norwegen, Kanada und Australien intensivieren.