Industriespionage und Wirtschaftsspionage
Auch wenn die beiden Begriffe des öfteren synonym verwendet werden, sind Industriespionage und Wirtschaftsspionage zwei verschiedene Dinge: Während Wirtschaftsspionage von staatlichen Akteuren wie ausländischen Geheimdiensten erbracht wird, werden bei der Industriespionage die Informationen von Personen abgegriffen, die für Konkurrenzunternehmen arbeiten, beispielsweise um Informationen über technologische Entwicklungen oder Kundenpotenziale einzuholen. Manchmal ist auch von Betriebsspionage die Rede. Die Übergänge können jedoch fließend sein, wenn beispielsweise ein spionierendes Unternehmen eine enge Verbindung zu einem Staat hat.
Die jährlichen Schäden aller Formen von Spionage und Sabotage wurden vom Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. (BDI) 2022 allein hierzulande auf etwa 223 Milliarden Euro geschätzt. Knapp 90 Prozent aller Unternehmen seien 2021 attackiert worden – betroffen waren in erster Linie große Konzerne, aber auch klein- und mittelständische Zulieferunternehmen sowie Forschungseinrichtungen. Folgende Branchen sind bei Spionen besonders beliebt:
- Informations- und Kommunikationstechnik
- Biotechnologie
- Elektrotechnik
- Automobil- und Maschinenbau
- Luft- und Raumfahrttechnik
- Energie- und Umwelttechnologie
Formen der Industriespionage
Grundsätzlich kann Industriespionage auf analoge oder digitale Art erfolgen. Das Haupteinfallstor sind Mitarbeiter der ausgespähten Unternehmen, die entweder bewusst (beispielsweise gegen Geld) oder unbewusst Informationen preisgeben, etwa wenn ein Vertrauensverhältnis aufgebaut wurde und sie in scheinbar ungezwungenen Gesprächen das Informationsbedürfnis der Konkurrenz stillen. Auch ehemalige Mitarbeiter können sich Geheimhaltungsklauseln in Arbeitsverträgen widersetzen und Informationen zu ihrem nächsten Arbeitgeber tragen oder diese für eigene geschäftliche Zwecke nutzen. Klassischer Diebstahl seitens der Konkurrenz spielt ebenfalls eine Rolle.
Immer öfter versuchen konkurrierende Unternehmen zudem durch IT-Angriffe an relevante Informationen zu gelangen. Fast alle Computersysteme sind an das Internet angeschlossen. Dadurch können verschiedene Schwachstellen angegriffen werden, um Zugang zu sensiblen Daten zu erlangen. Die Spione können darüber hinaus Malware platzieren, um der Konkurrenz Schaden zuzufügen. Auch verlorene Smartphones, Tablets oder Laptops können ein Einfallstor sein, mit deren Hilfe sich ganze Firmennetzwerke knacken lassen.
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So können Sie sich gegen Industriespionage schützen
Um Spionage-Gefahren vom eigenen Unternehmen abzuwenden, haben Firmeninhaber mehrere Möglichkeiten. Bei der Wahl der Technik und des Betriebssystems für die Rechner-Infrastruktur sollten Sicherheitsaspekte bedacht werden, ebenso wie bei der Wahl der internen Kommunikationsmittel, die Mitarbeiter verwenden. Sicherheitsdienstleister und Interessensverbände können bei dieser Entscheidung helfen.
Nicht minder wichtig ist eine regelmäßige Sensibilisierung der Mitarbeiter für derartige Gefahren. Schulungen im Umgang mit Daten- und Informationssicherheit sollten in keinem Unternehmen fehlen.
Einige konkrete Maßnahmen, die die Sicherheit erhöhen:
- Bei Sitzungen mit vertraulichem Inhalt keine Mobiltelefone zulassen
- Auf schnurlose Mikrofone bei Vorträgen oder Ähnlichem verzichten, da die Inhalte mit speziellen Scannern über Hunderte Meter abgehört werden können
- Reinigungs- und technische Servicekräfte nicht unkontrolliert in sensiblen Räumen arbeiten lassen
- Technische Kommunikationszentralen, Telekommunikationen und Büros vor unbefugtem Zugriff schützen
- Den Zugang zum Betriebsgelände beziehungsweise zu den Büros beschränken
- Die Implementierung spezieller IT-Sicherheitsmaßnahmen, die Hackern Angriffe erschweren
Staatliche Sicherheitsinitiativen
Die Bundesregierung hat im September 2021 die „Cybersicherheitsstrategie für Deutschland 2021“ beschlossen. Sie beschreibt Leitlinien und Handlungsfelder, wie die IT-Sicherheit gestärkt werden kann und zielt auf einen vertrauensvollen Informationsaustausch zwischen Staat und Wirtschaft hin. Auch sollen Unternehmen Unterstützung beim Schutz vor Cyber-Kriminalität erhalten. Zudem bieten das für die Spionageabwehr zuständige Bundesamt für Verfassungsschutz sowie das Bundeskriminalamt über ein breites Informations- und Beratungsangebot.
Aktuelles Beispiel für Industriespionage: Gestohlener Schaltplan von Apple
In einem Fall aus dem Jahr 2023 hat ein ehemaliger Apple-Mitarbeiter einen Geheimnisverrat zugegeben. Ihm wurde vorgeworfen, an seinem letzten Arbeitstag einen Schaltkreisplan für selbstfahrende Autos gestohlen zu haben und diesen für sein eigenes Startup zu nutzen. Über Apples Projekt iCar dringt bisher wenig an die Öffentlichkeit. Erwartet wird, dass noch vor 2030 autonome, elektrische und voll digitalisierte Autos des Konzerns in Serie gehen.