Die Ausgangssituation: Die Unternehmensübernahme als Chance und als Risiko
Laut Statistischem Bundesamt haben in Deutschland im Jahr 2022 13.993 Unternehmen Insolvenz angemeldet. Einige Investoren haben sich auf die Übernahme von kränkelnden Unternehmen spezialisiert, um zu günstigen Kaufpreisen Betriebe einzukaufen und wieder aufzubauen. Dieses Vorgehen ist mit großen Chancen, aber auch mit großen Risiken verbunden. Insbesondere in der Anfangszeit nach der Übernahme sind schnelle und effektive Maßnahmen erforderlich, um die wirtschaftliche Situation zu verbessern. Die notwendigen Maßnahmen unterteilen sich in kurzfristige und in langfristige Handlungen. Die Optimierung der Warenwirtschaft ist ein Beispiel für ein Ziel, welches mit den richtigen Maßnahmen schnell erreicht werden kann.
Die Warenwirtschaft als Stellschraube für den wirtschaftlichen Aufschwung
Der Begriff Warenwirtschaft bezieht sich auf das Verwalten, Planen und Steuern des Warenaustausches und des Materialflusses. Die benötigen Waren müssen zur richtigen Zeit am richtigen Ort vorhanden sein, damit das Unternehmen seine Leistungen erbringen kann. Zur Warenwirtschaft gehören der Einkauf und der Verkauf. Die Produktion und der Vertrieb der Produkte sind somit von der Warenwirtschaft betroffen. Neben der Optimierung der Lagerhaltung helfen Warenwirtschaftssysteme Unternehmen, ihre Kosten zu reduzieren und die Verfügbarkeit der Produkte zu verbessern. Die Auseinandersetzung mit den Warenflüssen und den Materialflüssen sowie die Analyse der zugehörigen Prozesse bilden die Grundlage für die Optimierung der Warenwirtschaft in den übernommenen Unternehmen.
Kosten für Fremdkapital reduzieren
Fremdkapital ist Kapital, welches dem Unternehmen von außen bereitgestellt wird. Hierzu gehören unter anderem Kredite. Ist das Unternehmen in den vergangenen Jahren in wirtschaftliche Schwierigkeiten gelangt, dann hat es im Zuge dessen oftmals mehrere Kredite aufgenommen und die Fremdkapitalquote ist hoch. Je mehr Gläubiger vorhanden sind, desto komplexer ist die Kapitalstruktur des Unternehmens. Die Kredite führen zu regelmäßigen Zinskosten, die die finanzielle Situation des Unternehmens weiter schwächen. Eine Neustrukturierung der Kapitalstruktur erhöht die wirtschaftliche Sicherheit und die Stabilität. Es ist abzuwägen, ob eigene Investitionen in das Unternehmen sinnvoll sind oder ob eine Umstrukturierung der Kredite möglich ist.
Prozesse optimieren - Ressourcen sparen - Effizienz erhöhen
Die Prozessanalyse prüft ablaufende Prozesse im Unternehmen. Sie bildet die Grundlage für die anschließend eingeleitete Prozessoptimierung. Prozesse haben ein Ziel und sie verbrauchen Ressourcen. Die Unternehmen streben eine möglichst hohe Effizienz der Prozesse an, um maximale Wirkung mit minimalen Kosten zu erreichen. Ineffiziente Prozesse verbrauchen Ressourcen. Führt man eine Prozessoptimierung durch, dann werden Ressourcen freigesetzt, die das Unternehmen anderweitig einsetzen kann. Oftmals haben sich Prozesse über Jahre hinweg etabliert und wurden niemals hinterfragt. Prozesse haben sich automatisch gebildet und erweitert, wobei keine Analyse erfolgt ist, ob es sich bei dem betreffenden Vorgehen um die optimale Wahl handelt. Eine grundlegende Neuordnung der Prozesse bietet großes Potenzial. Betroffen sind alle Unternehmensbereiche, also beispielsweise der Einkauf, der Verkauf und die Produktion.
Das Human Ressource Management nach der Unternehmensübernahme optimieren
Viele Neubesitzer von Unternehmen kündigen nach der Übernahme die Entlassung von Mitarbeitern an, mit dem Ziel, möglichst schnell Kosten einzusparen. Hierbei vernachlässigen die Unternehmenseigentümer oftmals die Bedeutung des Humankapitals. Menschliche Mitarbeiter sind Träger von Wissen und Kompetenzen. Das Unternehmen hat Investitionen in das Anlernen, die Weiterbildung und die Qualifizierung der Mitarbeiter getätigt. Verlassen die Mitarbeiter das Unternehmen, dann bedeutet dies einen Abfluss von Wissen. Bevor die Entscheidung für Entlassungen getroffen wird, sollten die Unternehmenseigentümer analysieren, wie sie das Personalmanagement optimieren können. Die Kenntnis über die Stärken und die Kompetenzen der Mitarbeiter ist wichtig, um die Leistungsfähigkeit jedes einzelnen Mitarbeiters zu erhöhen und maximalen Nutzen aus dem Humankapital zu ziehen. Die vorübergehende Senkung der Personalkosten darf nicht zu Lasten der langfristigen Leistungsfähigkeit des Unternehmens gehen.
Mitarbeiter motivieren und Zukunftsperspektiven aufzeigen
Motivierte Mitarbeiter erbringen eine höhere Leistung als nicht motivierte Mitarbeiter. Ist das Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten geraten, dann führt dies zu Ängsten und Frustration bei den Mitarbeitern. Die Motivation lässt nach, da sich viele Mitarbeiter nicht mehr mit ihrem Arbeitgeber identifizieren. Die Unternehmensübernahme erzeugt neue Ängste: Die Frage der Arbeitsplatzsicherheit und die Frage der Zukunft des Unternehmens sind offen. Die neue Unternehmensleitung muss transparent agieren und Zukunftspläne aufzeigen, sodass die Mitarbeiter mehr Sicherheit erlangen. Es ist für die Unternehmensinhaber einfacher, den Aufschwung gemeinsam mit den Mitarbeitern zu meistern, als ohne die Unterstützung der Mitarbeiter zu agieren. Die Kommunikation von Visionen, Kick-off-Veranstaltungen und Optimierung der Mitarbeiterführung sind zur Steigerung der Motivation und der Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter wichtig.
Geschäftsmodell überarbeiten, um Chancen zu nutzen
Mit dem bisherigen Kurs hat das übernommene Unternehmen nicht die gesetzten Ziele erreicht. In vielen Fällen zeigt der Blick von außen, welche Chancen das Unternehmen nicht genutzt hat. Die Überarbeitung des Geschäftsmodells und die Neuausrichtung der Geschäftstätigkeit können erforderlich sein, um das Unternehmen optimal auf die Zukunft vorzubereiten. Marktchancen müssen ergriffen werden, um den Absatz zu steigern und Gewinne zu erreichen. Eine solide Marktanalyse und eine SWOT-Analyse sind notwendig. Aus der Analyse leitet das Management zielführende Maßnahmen ab. Die SWOT-Analyse beinhaltet die Erörterung der Schwächen, Stärken, Chancen und Risiken. Unter anderem ermittelt das Management, wie die Stärken des Unternehmens eingesetzt werden können, um Chancen zu nutzen. Des Weiteren wird untersucht, wie das Unternehmen Stärken zur Reduktion der Risiken nutzen sollte.
Fazit: Die Übernahme von sich in wirtschaftlichen Problemen befindlichen Unternehmen muss von den richtigen Maßnahmen begleitet werden, um die finanzielle Situation zu verbessern und den gewünschten Erfolg zu erreichen. Einige Maßnahmen müssen schnellstmöglich umgesetzt werden, andere Maßnahmen können langfristiger überarbeitet werden.