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Herr Scheidt, Sie sind Geschäftsführer von Marcus Transport. Welche Rolle spielt Ihr Firmenportfolio in der heutigen Geschäftswelt?

Frank Scheidt: Unser Portfolio lässt sich mit den Eckpunkten Sondertransporte, Umzüge von Maschinen / Betrieben und Vermietungen umschreiben, ergänzt um unterschiedlichste Service-Dienstleistungen rund um diese Themenkomplexe. Dafür sehen wir einen kontinuierlich wachsenden Markt.

Unternehmen wollen und müssen sich ständig verändern, nicht zuletzt in technisch-architektonischer und auch geographischer Hinsicht. Diese Veränderungen zählen nicht zu den Kernaktivitäten der Unternehmen. Insbesondere für die herausfordernden Veränderungen kommen Kunden dann zu uns. Stellen Sie sich beispielsweise vor, ein mittelständischer Industriebetrieb möchte eine weitere Fertigungsstraße aufbauen. Bereits die Anlieferung der neuen Maschinen vom Hersteller zu sich ist eine Herausforderung. Doch selbst nach Überwindung dieser Hürde stehen lediglich Einzelteile auf dem Firmengelände – teilweise mit dem Gesamtgewicht eines kleineren Passagierjets. Diese maschinellen Bausteine müssen nicht „nur“ befördert werden. Vielmehr müssen die unterschiedlichen Puzzlestücke rasch und mit minimaler Störungen des laufenden Betriebes zu einem funktionierenden Ganzen zusammengesetzt werden, damit die Produktion schnell aufgenommen werden kann.

Es existieren verschiedenste Varianten dieser Aufgabenstellung. Wir von Marcus Transport sind Experten, die aus einem großen Erfahrungsschatz heraus Lösungen liefern. Das geht vom reinen Bewegen und Transportieren besonders großer, schwerer und/oder unförmiger Lasten bis zur Deinstallation und Installation vollständiger Anlagen – sogar bis zur Verlagerung von ganzen Betrieben.

 


Herr Scheidt, Sie haben den Begriff Sondertransporte erwähnt: Was genau fällt darunter?

Frank Scheidt: Prinzipiell betrachtet ist alles ein Sondertransport, was unter anderem von den Vorgaben der Straßenverkehrszulassungsordnung abweicht; konkret bezogen auf maximale Abmessungen und Gewichte.

In der Praxis ist „Sondertransport“ jedoch nur ein Oberbegriff für drei unterschiedliche Arten von Transporten:
 

  1. Schwertransporte: Hierbei überschreitet nur das Gewicht die Vorgaben.
  2. Großraumtransporte: Sie sind lediglich größer als das, was die StVZO gestattet.
  3. Großraum- und Schwertransporte: Abmessungen und Gewicht liegen über dem Normalmaß.
     

Strenggenommen muss man noch Langtransporte nennen. Diese sind eine Unterkategorie der Großraumtransporte, zeichnen sich jedoch nur durch eine enorme Länge aus.

Damit wäre jedoch lediglich der öffentliche Straßentransport thematisiert. Für uns kommt noch die Notwendigkeit hinzu, Lasten dieser Kategorien auch außerhalb öffentlicher Straßen zu bewegen. Beispielsweise Entladen nach dem Straßentransport und Verbringen in eine Werkshalle.
 

Was sind die Herausforderungen solcher Sondertransporte und was muss dabei beachtet werden?

Frank Scheidt: Fangen wir bei dem Straßentransport an. Deutschlands Straßennetz wurde um diverse Vorgaben herum konstruiert. Beispielsweise hinsichtlich Kurvenradien, Maximaldruck auf Fahrbahnoberflächen, Brückentraglasten – eine riesige Liste.

Diese Einschränkungen in der realen Welt können wirklich herausfordernd sein. Wenn etwa eine Ortsdurchfahrt nur höchstens 5,50 Meter breit sein darf, dann wird es jenseits davon höchstwahrscheinlich Hindernisse geben, die ein Einhalten der Vorgaben erzwingen, will man nicht beispielsweise zwischen Häusern steckenbleiben.
Hier entsteht die grundsätzliche Schwierigkeit: Wir befördern Lasten, die hinsichtlich Abmessungen und/oder Gewichten bei der Auslegung des Straßennetzes nicht vorgesehen waren. Wir können also nicht einfach einen hundert Tonnen schweren Transformator auf einen Tieflader stellen, festzurren und losfahren.
Praktisch immer müssen wir Routen minutiös planen und anschließend vor Ort prüfen, ob sie in der Praxis funktionieren. Stellen Sie sich beispielsweise vor, wir würden uns nur an Plänen orientieren und dann beim Transport bemerken, dass seit der Planerstellung eine die Straße überragende Ampelanlage installiert oder eine Kreuzung von einem engen Kreisel abgelöst wurde – und es gibt keine Möglichkeit, zurückzusetzen und den LKW zu wenden. 
Somit gibt es für uns vielfach keine Direktrouten. Außerdem sind Genehmigungen zu beantragen, es darf nur auf festgelegten Routen und zu bestimmten Zeitfenstern transportiert werden. In Extremfällen sind sogar Vor- und Nacharbeiten unausweichlich, wenn beispielsweise die erwähnte Ampelanlage demontiert werden muss.

Neben diesen Herausforderungen kommt noch die Bewegung von Lasten bei den Unternehmen ins Spiel. Stellen Sie sich etwa vor, das Hallentor ist für den erwähnten Transformator zu schmal. Oder es gibt zwischen Hallendach und den anderen Installationen nur so wenig Raum, dass bei der am Kran hängenden Last bloß Zentimeter an Freiraum verbleiben – und mitunter soll ringsherum der Betrieb möglichst ungestört weiterlaufen. Nicht zuletzt ist jeder Auftrag anders. Jede Last ist anders, die örtlichen Gegebenheiten sind anders, die möglichen Routen sind anders. Das macht unser Geschäft definitiv abwechslungsreich, aber eben äußerst anspruchsvoll. Hier kommt man nur mit einer erfahrenen und motivierten Mannschaft weiter.
 


Welche Qualifikationen müssen Menschen mitbringen, die in diesem Bereich arbeiten?

Frank Scheidt: Vor allem drei Dinge. Erstens ein absolut lösungsorientiertes und praktisches Denken und Handeln. Zweitens höchste Flexibilität und Anpassungsfähigkeit und drittens die Fähigkeit, nicht nur im Team zu arbeiten, sondern anderen buchstäblich blind vertrauen und folgen zu können; etwa, wenn man sich ohne Sichtkontakt per Funk koordinieren muss.

In unserem Metier gibt es keine Routine. Bei uns können nur Menschen erfolgreich sein, die auch ohne Vorgaben und feste Prozesse agieren können und sich dabei wohlfühlen. Das gilt für alle Bereiche unseres Portfolios. Profis, die Industriemaschinen unterschiedlichster Arten, Hersteller und Epochen auf- und abbauen können. Fachleute, die selbst mit 60 Tonnen am Kranhaken sehr feinfühlig umgehen können. Dazu Fahrer und Begleitpersonal, das enorm sperrige Lasten und wenig wendige Fahrzeuge nötigenfalls noch im Millimeter- und Winkelsekundenbereich bewegen kann.

Wir von Marcus Transport haben diesbezüglich großes Glück. Uns ist es gelungen, ein Team aus solchen erfahrenen Spezialisten zusammenzustellen. Das ist unser wichtigstes Betriebskapital.
 

Wie muss man sich eine typische Industriemontage vorstellen? Gibt es da einzuhaltende Schritte?

Frank Scheidt: Für uns ist der Kundenwille maßgeblich. Dessen Ziel lautet meist: So schnell und störungsfrei wie möglich. Dann betrachten wir seinen Auftrag anhand unserer Expertise und bewerten, was möglich ist.

Nehmen wir an, eine Maschine soll aus dem laufenden Betrieb extrahiert und in eine Zweigstelle verbracht werden. Dann beginnt die Arbeit für uns mit viel Vermessung und Planung. Etwa:
 

  • Wie und in welche Baugruppen kann die Maschine zerlegt werden?
  • Wie weit müssen wir zerlegen, um alles reibungslos aus der Werkshalle zu bekommen und auf einfachste Weise zu transportieren?
  • Wie unterscheiden sich die Vorgaben am neuen Standort? Müssen wir beispielsweise dafür die Maschine weiter zerlegen als es nur nötig wäre, um sie aus der alten Werkshalle hinauszubringen?
     

Zudem müssen wir uns ständig mit dem Kunden abstimmen, er hat seine eigenen Abläufe und Regeln, die eingehalten werden müssen.
Tatsächlich ist der handwerkliche Teil danach relativ (!) einfach. Zumindest, wenn wir eine saubere Vorplanung durchgeführt haben. Für die restlichen Arbeiten haben wir die richtige Technik für alle Eventualitäten.
 

Herr Scheidt, neben den Maschinenmontagen und Transporten vermieten Sie unter anderem auch Sonder- und Großstapler. Was sind dabei die typischen Kunden?

Frank Scheidt: Das ist äußerst unterschiedlich. Was etwa die typischen Industriestapler anbelangt, treten viele Firmen an uns heran, die bei sich etwas bewegen möchten, aber nicht das richtige Equipment haben. Beispielsweise haben deren Stapler nicht genügend Hebekraft, sodass sie kurzfristig eine stärkere Alternative benötigen. Ähnliches zeigt sich bei unseren Großstaplern und Sonderstaplern, etwa diejenigen mit großer Geländegängigkeit.

Zudem haben wir viele Kunden, bei denen es im Jahresverlauf eine stark schwankende Auslastungen gibt. Eine am Maximum ausgerichtete Staplerflotte wäre für solche Firmen unökonomisch. Folglich mieten sie die für ihre Hochauslastungszeiten nötigen Zusatzgeräte bei uns.

Des weiteren gehören einige andere Transportunternehmen dazu; speziell solche aus dem herkömmlichen Transportbereich. Viel Equipment aus der Kategorie Sondermaschinen ist äußerst kostspielig, wird jedoch bei vielen Firmen nicht häufig genug benötigt, um sich zu rentieren. Soll aber dennoch ein Auftrag aus einer Hand abgewickelt werden, mieten diese Firmen sich das nötige Equipment bei uns.
 

Gibt es in Ihrem Bereich besondere gesetzliche Regelungen und Vorschriften?

Frank Scheidt: Natürlich.

Nur ein Beispiel von vielen: Für viele Sondertransporte sind Begleitfahrzeuge vorgeschrieben, um den Verkehr zu warnen. Diese unterteilen sich in die Kategorien BF2, BF3, BF3 Plus und BF4 – je nach Ausstattung der Warnanlage und anderer Systeme.

Was bei welchem Transport nötig ist, entscheidet die genehmigende Behörde. Jedoch darf längst nicht jedes Begleitfahrzeug aller Kategorien fahren. Ab BF3 müssen die Fahrzeug-Crews besondere Berechtigungen nachweisen. Außerdem müssen sie im Zweijahresturnus Auffrischungskurse absolvieren.

Im Prinzip kann man sagen, dass wir im Rahmen von Sondertransporten nichts ohne die entsprechende Genehmigung tun dürfen. Das ist uns aber bekannt und auch hier verfügen wir über die nötige Erfahrung.
 


Auf welche Gefahren muss man im Umgang mit schweren, sperrigen Industriemaschinen achten?

Frank Scheidt: Je schwerer eine Last ist und je schneller sie bewegt wird, desto mehr Bewegungsenergie entsteht. Wenn wir von typischen Industriemaschinen sprechen, dann liegt eine hohe Energie schon allein durch das Gewicht an; selbst wenn die Bewegung nur zentimeterweise erfolgt.

Davon ausgehend gibt es für uns verschiedenste Gefahren. Bei schweren Maschinen sind beispielsweise oftmals nur die Standorte selbst tragkräftig genug. Der Hof vor der Werkshalle jedoch vielleicht nicht. Dann kommen Faktoren wie Trägheitsmomente hinzu. Wenn Sie eine tonnenschwere Last am Kranhaken haben, können Sie die Bewegung nicht einfach stoppen, weil die Last sonst nachschwingt – und möglicherweise wie eine gigantische Abrissbirne gegen etwas schlägt oder sogar den Kran zum Umstürzen bringen könnte.

Das alles erfordert nicht nur maximales Fingerspitzengefühl. Aus diesem Grund wird jeder Bediener bei uns umfangreich eingewiesen und geschult, bevor er einen Auftrag abarbeitet. Das gilt selbst dann, wenn es sich um einen jahrelang erfahrenen Experten handelt. Alles andere wäre bei den von uns bewegten Lasten unverantwortlich.

Herr Scheidt, vielen Dank für das Interview!

 

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